von Regionalbischof Thomas Prieto Peral
München, 03.08.2024
Sehr geehrte Mitglieder des Kirchenvorstands für die Kirchengemeinde in Mühldorf, Ampfing und Schwindegg,
da der Termin für die Gemeindeversammlung am 1. September nicht mit Dekan Bertram und mir abgestimmt wurde, wird die Stellvertretende Dekanin Klopfer teilnehmen und in meinem Namen diesen Brief verlesen. Ich gehe davon aus, dass das auch im Interesse der Gemeinde ist und vom Kirchenvorstand nicht unterbunden wird.
Ich bin dankbar, dass bei dem Gespräch am 24. Juli in Waldkraiburg viele Mitglieder der Gemeinde das Wort ergriffen haben und in respektvoller Weise ihre unterschiedlichen Perspektiven vorgetragen haben. Schon die vielen unterschiedlichen Briefe an den Landesbischof und mich, aber dann auch diese Diskussion haben deutlich gemacht: Es gibt einige offene Themen in der Kirchengemeinde. Es braucht einen Kirchenvorstand, der sich ernsthaft diesen Themen stellt und sie im Dialog mit allen Seiten bearbeitet. Bedauerlicherweise war in den beiden abschließenden Voten des Kirchenvorstands nicht zu erkennen, dass er die vielen klugen Gedanken der vorausgegangenen Diskussion aufgenommen hat. Genau dies wäre jetzt aber nötig. Niemandem ist geholfen, wenn behauptet wird, es gebe keine Probleme.
Als Regionalbischof habe ich neben dem Dekan Leitungsverantwortung für die Kirchengemeinden und Mitarbeitenden unserer Landeskirche. Ihnen ist als Kirchenvorstand die Verantwortung für die Kirchengemeinde anvertraut. Sie sind damit ein Teil der gesamten Landeskirche und unterstehen ihren Regeln und Gesetzen. Zu Ihrer Verantwortung gehört z.B. nicht die Dienstvorgesetztenfunktion für Pfarrer. Dies ist Aufgabe des Dekans. Beim Gespräch am 24. Juli haben einige Mitglieder der Gemeinde darauf hingewiesen, dass Funktionen und Rollen in dieser Gemeinde teilweise nicht klar zu sein scheinen. Diese Beobachtung teile ich.
Es gibt zahlreiche Fragen zu der Weise, wie der Kirchenvorstand der Gemeinde derzeit arbeitet. Die Sitzungen finden fast immer geschlossen statt, ohne Öffentlichkeit. Protokolle sind nicht so zugänglich, wie sie sein sollten. Die Selbstvorstellung eines Kandidaten für die KV-Wahl wurde ohne Rücksprache mit dem Betroffenen verändert. All das ist kein Ausweis einer guten Dialogkultur und kein Zeichen guter Leitung.
Es ist mir wichtig, dass alle unsere Mitarbeitenden gute Arbeitsbedingungen haben. Dazu gehören auch geklärte Rollen. Bevor die Stelle neu besetzt werden kann, muss geklärt sein, wie die Zusammenarbeit von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen und von den Sprengeln verbessert werden kann. Ich habe Sie deshalb mehrfach aufgefordert, mir Ihren Weg dorthin schriftlich darzulegen. Eine Antwort darauf habe ich bis heute nicht erhalten.
Immer wieder wurde in Waldkraiburg das Verhältnis zwischen den Sprengeln angesprochen: Menschen erzählten von ihrer Verbundenheit mit den Orten. Alle begannen ihre Beiträge mit Sätzen dazu, wie sie hier angekommen seien und sich zuhause fühlen. Das Gemeindeleben solle an allen Orten gefördert werden und die Arbeit gut gewichtet sein.
Mir ist wichtig, dass der begonnene konstruktive Dialog von Waldkraiburg weiter beschritten wird, damit sich das Gemeindeleben wieder gut entfalten kann. Dazu sollen alle Optionen geprüft werden. Eine Gebietsveränderung ist eine der vielen Möglichkeiten. Diese prüft Dekan Bertram nach dem vorgegebenen Verfahren. Die Frage ist, was am besten hilft, dass sich das Gemeindeleben an allen Orten gut entfalten kann.
Ich habe den Eindruck: Es geht ein Riss durch Ihre Gemeinde. Aber am 24. Juli gab es eine echte Aussprache, in der sich alle äußern konnten. Diese Gespräche müssen jetzt weitergehen und vom Kirchenvorstand aufgegriffen werden.
Den Termin für Ihre Gemeindeversammlung haben Sie sehr ungünstig und ohne Absprache mit uns gewählt. Den Verlauf des Gesprächs werden wir aber aus dem Protokoll erfahren. Sie sind verpflichtet, dem Dekan und mir die Niederschrift und die Teilnehmerliste zuzuleiten (§5 Abs.4 GemVersV).
Ich bitte Sie darum, als Kirchenvorstand mir darzulegen, welche Schlussfolgerungen Sie aus dem Gespräch am 24. Juli ziehen und welche Schritte Sie als nächstes gehen wollen. Auf dieser Basis bin ich dann gerne bereit, Gespräche zum weiteren Weg zu führen.
Wir haben viel über das schöne Lied gesprochen: „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt.“ Ich wünsche uns allen, dass wir das Lied eines Tages miteinander singen werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Prieto Peral
Regionalbischof
Bildnachweis Beitragsbild: ELKB/cTopp
Warum steht bei dem Offenen Brief „Zensiert“ drüber?
Das war eine Kategorie mit dieser Bezeichnung. Eigentlich sollte das aussagen, dass diese Information von der offiziellen Homepage entfernt werden musste. Diese Kategorie wird ab jetzt nicht mehr verwendet, da das missverstanden werden kann.
Stattdessen werden wir jetzt in den Kommentaren oder Texten etwas deutlicher darstellen, wenn eine bestimmte Information auf der offiziellen Homepage muehldorf-evangelisch.de fehlt.